Jean-Claude Lin

«… dass wir alles in uns haben.»

Nr 135 | März 2011

Am Ende unseres Gespräches mit ChrisTine Urspruch können wir ein erstaunliches Bekenntnis nachlesen: «Das Licht hat mir immer zu Bewusstsein gebracht, dass wir alles in uns haben.» Käme die Aussage von einer Mystikerin oder einem idealistisch gestimmten Philosophen und nicht von der Darstellerin der Pathologin «Alberich» im Münsteraner Tatort, wir würden darüber rätseln, wie die Aussage zu verstehen oder zu begründen sei, aber wir wären vielleicht über die Art der Aussage nicht ganz so überrascht.
Eine solche Erfahrung kann uns zum Bewusstsein bringen, wie wenig wir im Grunde genommen wissen, was es heißt, ein Mensch zu sein. Hier hören wir, lesen wir, von einer elementaren Einsicht in den Zusammenhang von Mensch und Welt.
Das Licht selbst sehen wir eigentlich nicht. Aber durch das Licht ist die Welt, sind die Gegenstände und Wesen darin beleuchtet. Wir sehen die Wirkungen des Lichtes in der Finsternis. Das Wesen eines Menschen, das eigene wie auch das fremde «Ich», sehen wir in diesem Sinne auch nicht. Wir nehmen aber seine Wirkungen wahr. Sie sind die «Linien des Lebens», die Biografie, die Schrift, die wir durch das Erdendasein in die Erde verzeichnet haben.
An einem entscheidenden Wendepunkt im Leben einer Frau schrieb einer «mit dem Finger in die Erde» und enthielt sich eines Urteils. Im weiteren Fortgang des achten Kapitels des Johannes­evangeliums heißt es im Anschluss an diese Szene: «Ich bin das Licht der Welt.» Das ist eine Urerfahrung des Menschseins, zu der wir uns aber auch hinarbeiten, hinentwickeln können. Um ChrisTine Urspruch noch mal zu zitieren: «Wir müssen nur schauen, wie wir da herankommen!»

Allen, die unterwegs sind, wünsche ich ein gutes Weiterkommen!


Mit herzlichen Grüßen
Ihr Jean-Claude Lin