Titelbild Hochformat

Michael Rosen (Text) / Kevin Waldron (Illustration)

Flieg, kleine Fliege!

Nr 135 | März 2011

Auch klein ist fein!

Ein riesengroßer Elefant, ein riesengroßes Nilpferd und ein riesengroßer Tiger – sie alle wollen die kleine, klitzekleine Fliege fangen, holen, kriegen …
Auch klein ist fein! Das erzählen Michael Rosen und Kevin Waldron in herrlich starken und humorvollen Worten und Bildern. Ein Bilderbuch für Klein und Groß!


Aufgepasst, ich komme!
Wie die kleine Fliege mit Elefant, Nilpferd und Tiger ein munteres Spiel treibt


«Wenn Tiere so riesig sind wie ein Elefant oder ein Nilpferd, dann reicht das Format eines Bilderbuchs nicht aus, um sie vollständig darzustellen. Dann sind sogar zusätzlich aufklappbare Seiten erforderlich, um die gewaltige Größe der Dickhäuter sichtbar zu machen. Und um Größe geht es in dem englischen Bilderbuch mit dem Text von Michael Rosen und den Illustrationen von Kevin Waldron. Schon auf dem Cover sprengt ein gewaltiger Tigerkopf das Format; das Raubtier schielt mit einem Auge auf etwas, das man fast übersehen könnte. Auf seiner Pranke sitzt eine kleine Fliege, die geradezu winzig erscheint und gespannt darauf wartet, was der Tiger unternehmen wird. Flieg, kleine Fliege! Der Titel des Buchs ist Programm, denn die Kleine nutzt ihre Schnelligkeit und Beweglichkeit, um den mächtigen Tieren auf der Nase herumzutanzen. Von Seite zu Seite saust sie zwischen den drei verdutzten Riesen hin und her.? Mal entdeckt man sie auf dem Elefantenrüssel, mal auf dem Ohr des Nilpferds und dann wieder landet sie leicht und spielerisch auf der Tigerpfote. Kevin Waldron macht den Gegensatz zwischen riesig und winzig zu einem visuellen Vergnügen. In einer Kombination aus Druck, Zeichnung und Malerei entstehen fast abstrakt wirkende Nahaufnahmen der Dickhäuter. Farbspuren von Buntstift und Pinsel lassen die Hautoberflächen lebendig erscheinen; die Zeichnung des Tigerfells gerät zu einem Farb- und Formenspiel in Orange und Schwarz. ?So nah uns die Tiere in ihrer Größe kommen, so viel Raum lässt der Illustrator für die agilen Bewegungen der kleinen Nervensäge, die nicht zu fangen ist. Da können die Großen ihre Muskeln noch so spielen lassen, die Fliege entkommt ihnen jedes Mal, zum großen Vergnügen der kindlichen Zuschauer. Denn es ist diese Spannung zwischen groß und klein, stark und schwach, aber auch zwischen flink und schwerfällig, die den Charme des Buches ausmacht und die Kindern so vertraut sein dürfte. Aus der Perspektive der Kleinen ergeben sich nicht nur ganz andere Relationen, sondern auch andere Bewertungen; für sie ist es ein großer Spaß, wenn die Mächtigen ihnen nicht beikommen können. Und als eine Metapher für das ungleiche Verhältnis von Kind und Erwachsenen lässt sich die sympathische Bilderbuchgeschichte allemal lesen. Am Ende verabschiedet sich die kleine Fliege mit einem gekonnten Looping von den drei ratlosen Riesen mit der etwas boshaften Versicherung „Bald schon komm ich wieder!“ – Nervensägen lassen nicht locker!»

Jens Thiele in der Süddeutschen Zeitung

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