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Béatrice Bottet

Das Zauberbuch mit dem Rubin. Wolfsgesang

Nr 142 | Oktober 2011

gelesen von Simone Lambert

Der dritte Teil der Mittelalter-Trilogie um den fahrenden Sänger Bertoul Beaurebec und das Edelfräulein Blanche de Vauluisant führt die beiden wieder von Paris in ihre Heimat. Drei Jahre nach ihrer Vertreibung begleitet Bertoul Blanche zurück nach Flamincourt, damit sie ihr Erbe in Besitz nehmen kann.
Wir erinnern uns: die Bauernwaise Bertoul, von Hermelinde de Tournissan auf ihrem Schloss erzogen und ausgebildet, zieht nach deren Tod nach Paris. Er soll, so der letzte Wunsch seiner Herrin, das «Zauberbuch mit dem Rubin» dem Magier Magnus Gurvahal zurückbringen. Wegen dieses Buches ist ihm der Erbe von Tournissan, Raoulet de Mauchalgrin, auf den Fersen. Bertoul begegnet Blanche, die vor ihren Brüdern und dem alten Mann, mit dem diese die Vierzehnjährige verheiraten wollen, flieht und er begleitet sie auf ihrem abenteuerlichen Weg bis an den franz­ösischen Königshof. In Paris nimmt Bertoul den Platz des ver­storbenen Meisters Gurvahal ein und erlernt die Magie, während Blanche am Hofe lebt. Die beiden begegnen sich erst wieder, als ein Hexenzirkel den König mit schwarzmagischen Praktiken ausschalten will: gemeinsam kämpfen sie gegen die Verschwörung.
Alles scheint geregelt, als Blanche sich jetzt in Flamincourt ein­richtet und Bertoul nach Okzitanien aufbricht, um von den Troubadouren die Kunst der Minne zu erlernen. Doch nun werden beider Identitäten auf den Kopf gestellt: Blanche wird von ihrem Verwalter als Hochstaplerin und Betrügerin verleumdet, um sie loszuwerden. Die Intrige spielt Blanche dabei Raoulet de Mauchalgrin in die Hände. Und Bertoul erfährt in Paris von Tempelrittern, dass sein Vater nicht der einfache Holzfäller war, als der er gelebt hat. In der Waldhütte seiner Kindheit treffen die Akteure zusammen: Blanche, aus dem Verlies Raoulets vor dem sicheren Hungertod gerettet von Gaucher Sevestre, jenem Sonderling, der als Hüter der Wölfe eine fast unerschütterliche Autorität verkörpert, und Bertoul in Begleitung der vier Ritter des Templerordens, die in ihm den Sohn einer ihrer Brüder erkennen und in dem Waldhäuschen die geheimnisvolle, antike Pergament­rolle vermuten, die Bertouls Vater vor der Vernichtung bewahrt hatte. Bertoul selbst macht sich aus diesem Anliegen weniger als aus seiner neu entdeckten adeligen Herkunft, die es ihm erlaubt, um Blanche zu werben …
Die Trilogie erreicht ihren Höhepunkt in der Umkehrung der Standesverhältnisse und der Relativierung der Magie. Animalische Kräfte, wie sie der Wolfshüter und die Wölfe verkörpern, und der hohe christliche Auftrag der Tempelritter sind gemeinsam nötig,
um Ordnung und Gerechtigkeit in Flamincourt und Tournissan wiederherzustellen. Tournissan wird von seinem unwürdigen Herrscher befreit: Raoulet, dumm, machtgierig und ohne Mitgefühl bis zuletzt, fällt den Wölfen zum Opfer. Bertoul dagegen wird «in Stand» gesetzt und vom König mit dem Gut Tournissan belohnt. Aber die Schätze, um die es eigentlich geht, sind Wahrheit und Liebe. Bertoul lernt, dass manche Herausforderung nur mit Wahrhaftigkeit und Mut bewältigt werden kann: Tugenden, denen auch die wahre Magie unterstellt ist.
Dass der spannende historische Roman ein romantisches Ende findet, ist hiermit versprochen.