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Schau ihnen in die Augen, Großer

Maria A. Kafitz

Nr 148 | April 2012

Ob von Plakatwänden, Magazinen, Buchumschlägen oder gar Kleidungsstücken – überall blicken uns Augen an, lächeln uns Münder zu, stehen Gesichter für mehr als nur Augen, Nase, Mund, Wangen und Stirn. Manchmal sind diese immer präsenten Gesichter fast schon lästige Alltagsbegleiter, zuweilen aber bilden sie das Thema einer Ausstellung, in der man die Blicke erwidern und nach dem Ausblick dahinter suchen kann. Eine solche Ausstellung kann noch bis zum 22. April in der Galerie Westlicht im ohnehin sehens- und liebenswerten Wien besucht werden.
Liebenswert sind die gezeigten Gesichter nicht wirklich, denn der Fotograf Platon lässt uns überlebensgroß in die «Augen der Macht», in die Pupillen der «Führer unserer Zeit» schauen. Doch was sehen wir jenseits der Politikeroberfläche? Wir schauen und suchen – vielleicht finden wir schließlich in jedem Bild immer auch etwas von uns selbst, auch wenn uns Tyrannen entgegenblicken. Oder wir finden etwas von jenem Mann nebenan, der gerade das Foto von Berlusconi betrachtet und dann lächelnd einer Besucherin in die «Augen» schaut …
«Auf eine gewisse Weise behandle ich sie alle demokratisch», so Platon, «meine Art zu fotografieren vereint sie: die Guten, die Schlechten, die Mächtigen, die Schwachen – alle durcheinander. Das sind die Zeiten, in denen wir leben.»
Platon Antoniou wurde 1968 als Sohn einer Engländerin und eines Griechen geboren. Er wuchs in Griechenland auf und studierte in London Grafik-Design, Fotografie und Kunst. Sein Portrait von Vladimir Putin, dem wir in dieser Ausstellung zwar bis auf Zentimeter nah kommen und dennoch unendlich entfernt bleiben, wurde mit dem ersten Preis des World Press Photo Award, dem wichtigsten Fotowettbewerb weltweit, ausgezeichnet. «Platon ist weit mehr als ein Techniker mit sozialem Talent. Seine Arbeit ist ein ständiger Kampf mit Modellen, die viel Übung darin haben, sich aufdringliche Blicke vom Leib zu halten», meint nicht nur David Remnick vom New Yorker.

All jenen, die vom Glück geküsst wurden und in Wien leben dürfen oder bis zum 22. April dort hinreisen, lege ich die Ausstellung «PLATON – Gesichter der Macht» in der Galerie Westlicht ans Herz und vor allem vor die Augen.