Liesbeth Bisterbosch

Mars, diesmal ganz ähnlich wie Venus

Nr 152 | August 2012

Drei Lichtpunkte mit verschiedenen Farbtönen erscheinen Anfang August am frühen Abend. Je südlicher man sich be­findet und je höher das Trio oberhalb der Bäume steht, umso mehr fällt es auf, dass der höchste Lichtpunkt gelblich ist, der tiefste bläulich und der rechte rötlich. Der gelbliche Saturn taucht durch seine höhere Position und auch, weil er etwas mehr Eigenglanz hat, bei Einbruch der Dunkelheit als Erster auf und bleibt während der Dämmerung am längsten sichtbar. Der Planet be­findet sich während seiner ganzen Sichtbarkeitsperiode oberhalb von Spica, dem bläulichen Hauptstern der Jungfrau.
Das Paar steht von Abend zu Abend (z.B. um 21.30 Uhr, wie auf den linken Bildern gezeigt) jeweils etwas weiter rechts und tiefer. Sie nähern sich der Sonne, die tiefstehende Spica wird Mitte August in der Abendglut verschwinden und Saturn einige Wochen später.
Anfang August kommen das Paar und der rötliche Lichtpunkt – Mars – einander immer näher. Der gelbliche und der bläuliche Lichtpunkt bilden kurz vor ihren Abschied sozusagen eine Pforte für Mars, durch die dieser vom 13. bis 15. August zieht.
Von Norddeutschland aus gesehen wird der lichtschwache Mars etwa zeitgleich mit Spica im Abendrot «ausgelöscht» werden; von Süddeutschland aus wird er noch einige Monate tief am Himmel kurz sichtbar bleiben.
Auf dem mittleren Bild ist zu sehen, dass Saturn und Mars nicht den gleichen Weg zur Sonne nehmen. Mars nähert sich der Sonne viel langsamer und geht immer südlicher unter. Der Weg des Saturn kreuzt sich mit dem des Mars. Das rechte Bild zeigt die monatlichen Positionen des Saturn (Ziffer 8 markiert den
1. August) und die wöchentlichen des Mars in der Jungfrau. Mars zieht viel schneller in Richtung Waage als Saturn und beschreibt immer tiefere Himmelsbögen. Er bewegt sich von Tag zu Tag mit der absteigenden Sonne mit.
Venus leuchtet besonders kräftig und besonders hoch am Morgen­himmel. Sie zieht durch die Zwillinge, ist auf dem Weg zum Löwen und beschreibt immer tiefere Himmelsbögen. Ab Sep­tember wird sichtbar, dass sie sich allmählich der Sonne nähert. Erst nach gut sieben Monaten zieht sie an der Sonne und an Mars vorbei. Bemerkenswert ist: Venus und Mars nähern sich der Sonne im gleichen Tempo!
Mars erscheint als (fast) unsichtbarer Dämmerungsplanet ganz anders als Venus, aber sie tun viel Ähnliches. Beide folgen der Sonne bei ihrem Abstieg. Venus kann ebenfalls den Weg von Saturn kreuzen.
Wenn Mars Abenddämmerungsplanet ist und Venus sich im Morgengrauen der Sonne nähert, ziehen die beiden zur Sonne hin, haben monatelang das gleiche Tempo und bewegen sich mit der absteigenden Sonne mit. Sie verhalten sich sehr ähnlich, sie «spiegeln» sich.