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Michael Stehle

Wo man sich im Sauerland Gott nahe fühlen kann

Nr 175 | Juli 2014

Das Sauerland als Region im südlichen Westfalen hatte es noch nie wirklich leicht. In diesem mit Gaben der Natur vermeintlich stiefkindlich bedachten Teil Nordrhein-Westfalens sucht man vergeblich nach dem Wein des Rheinlands oder der Kohle des Ruhrgebietes. Aus dieser Not haben die Sauerländer schon immer eine Tugend gemacht: «Machen wir das Beste aus dem, das wir haben!»
Ein besonderes Beispiel für diese Tugend ist seit einigen Jahren das beschauliche Städtchen Hemer. Man denke sich einen Ort, der seit den späten 80er-Jahren nicht mehr ans Schienennetz angeschlossen ist und seit den frühen 90er-Jahren kein Kino mehr hat. Stattdessen verfügt die Stadt über zwei Besonderheiten, um die manche Nachbargemeinde die Hemeraner beneidet: die beeindruckende Heinrichshöhle (eine Tropfsteinhöhle mit Höhlen­bären-Skelett) sowie das faszinierende Felsenmeer.
In unmittelbarer Nähe dieser beiden außergewöhnlichen Natur­schönheiten, nur einen Steinwurf entfernt, befand sich jahrzehntelang eine Kaserne. Und was hätte, als 2007 die letzten Panzer das Gelände verließen, näherliegen können, als das Gelände wieder in einem Zusammenhang mit der natürlich gegebenen Pracht der Natur zu stellen! So bewarb man sich erfolgreich als Standort für die Landesgartenschau im Jahr 2010.
Die Schau erhielt das Motto «Zauber der Verwandlung», und als Logo ersann man dazu passend einen Schmetterling, dessen dreifarbige Flügel Körper, Geist und Seele repräsentieren.
Was mit dem 32 Hektar großen Gelände seither geschieht, ist wohl beispiellos für die Geschichte der kleinen Stadt. Getragen vom Einsatz Hunderter Freiwilliger, die nicht nur ehrenamtlich die Anlage pflegen, sondern sich auch immer wieder zusammenfinden, um neue Projekte zu ersinnen, ist der Sauerlandpark Hemer inzwischen zu einem beliebten und überregional bekannten Nah­erholungsgebiet geworden.
Der Park ist in drei Bereiche geteilt: das Kulturquartier, in dem regelmäßig Großveranstaltungen wie Konzerte, Märkte und Sportveranstaltungen stattfinden, den Felsenpark mit einem Waldspielplatz, einem Skulpturenweg und dem 23,5 Meter hohen Jüberg-Turm (dem geheimen Wahrzeichen der Stadt, wie die Hemeraner sagen) und dem Park der Sinne mit einem Hecken-Irrgarten, dem «Garten der inneren Balance», dem «Garten des Gleichgewichtssinns», dem «Garten des Lichts».
Neben den zauberhaft angelegten Beeten und gelungen-abenteuer­lichen Spielplätzen gibt es auch eine Skater-Bahn – am meisten bekommt man den Aspekt des «Körperlichen» aus dem Logo allerdings zu spüren, wenn man vom Eingang des Parks aus über die «Himmelstreppe» oder den barrierefreien «Zick-Zack-Weg» die Besteigung des Jüberg-Turms auf sich nimmt!
Als jüngste Attraktion wurde erst kürzlich ein Englischer Garten mit dem klingenden Namen «Englisches Gartenzimmer» eingeweiht. Dort befindet sich unter anderem eine von noblen Spendern aus England stammende Sonnenuhr, auf der eine Tafel mit den schönen Zeilen der englischen Dichterin Dorothy Frances Gurney prangt:

One is nearer God’s heart in a garden
Than anywhere else on earth.


Nirgends auf der Welt ist man dem
Herzen Gottes näher als in einem Garten.

Wer dies bewiesen haben möchte, sollte den Sommer nutzen, um dem Sauerlandpark Hemer einen Besuch abzustatten.

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