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Lauren St John

Der Feuerberg – Ein Fall für Laura Marlin

Nr 181 | Januar 2015

gelesen von Simone Lambert

Die elfjährige Waise Laura lebt erst einige Monate bei ihrem Onkel, dem Fischereiinspektor Calvin Redfern, in Cornwall. Im romantischen Fischerörtchen St. Ives hat sie in Tariq, der aus Bangladesh stammt, und dem dreibeinigen Husky Skye Freunde fürs Leben gefunden, die ihr bei der Aufklärung von Verbrechen zur Seite stehen.
Im zweiten Band, Der Feuerberg, der ambitionierten Kinder­krimiserie deckt das Mädchen einen ökologischen Skandal auf. Laura gewinnt eine Kreuzfahrt in die Karibik und überzeugt ihren skeptischen Onkel, mit ihr in See zu stechen. Doch von Anfang an ereignen sich seltsame Dinge: sie werden beobachtet und Calvin Redfern verstaucht sich beide Knöchel, als er eine Treppe hinunter­stolpert. Während er ans Bett gefesselt ist, stürzen sich seine Schütz­linge Laura und Tariq begeistert in die dargebotenen Vergnü­gungen: Schlittschuhlaufen, Minigolf, Kletterkurse und über­­bordende Buffets. Und sie lernen Jimmy kennen, ein hochbegabtes Einzelkind mit ehrgeizigen, egozentrischen Eltern. Erst zeigt er sich als Nervensäge, doch als sich Laura und Tariq unbeirrt freundschaftlich verhalten, fasst er Vertrauen und beginnt, sich gegen seine übervorsichtigen Eltern zu wehren. Als dann eines Tages Calvin Redfern spurlos verschwunden ist und Laura und Tariq ohne Papiere als blinde Passagiere allein und schutz­los vor dem Kapitän stehen, ist Jimmy der Einzige, der ihnen glaubt. Ein Gangsterpaar taucht auf und gibt sich als Adoptiveltern der beiden aus. Den Fremden ausgeliefert, begreift Laura, dass die Reise als ein perfides Spiel von Kriminellen inszeniert wurde: die Pik-Ass-Bande, das Verbrechersyndikat, dessen kriminelle Machen­schaften ihr Onkel bekämpft, hat zum Gegenschlag ausgeholt …
Wieder einmal führt Lauren St John ihre Leser an die schönsten Plätze der Welt. Der dramatische Höhepunkt spielt sich auf einer karibischen Vulkaninsel ab, wenn in den Hallen einer als Umwelt­organisation getarnten Fangstation für seltene Meerestiere Jimmy erneut auf den Plan tritt …
Die Gelegenheitsdetektivin Laura weiß sich auch in Extrem­situationen zu behaupten. Zwar finden sich immer wieder ver­trauens­würdige Erwachsene, die ihr helfen. Aber vor allem sind ihr Selbstvertrauen und ihre tiefe Verbundenheit mit Tariq und ihrem Hund Skye Quell ihrer Zuversicht und Entschlossenheit. «Freundschaft, Treue und Hilfsbereitschaft zählten viel mehr» als Ruhm und Geld – das wissen diese beiden durch ihre Lebens­geschichte.
Es sind die großen aktuellen Menschheitsthemen, die die Autorin in ihren Büchern anpackt. Kontraktarbeit und moderne Sklaverei waren es im letzten Roman, hier sind Ökologie und der Schutz der Meerestiere das Motiv. Hinter der Größe dieser Probleme tritt Laura als Figur zurück. Sie legt weder Wert auf Ruhm noch auf Luxus. Sie fällt nicht durch Schönheit auf oder durch überragende Intelligenz. Detektivarbeit ist in diesem Kinderroman kein identitäts­stiftendes Spiel – denn hier besteht für Laura keinerlei Unsicherheit. Detektivarbeit ist vielmehr eine Art Lebensschule. Und am Ende ist es ein bestandenes Abenteuer, das Laura nicht bereut.
Es gibt keine Grenzen für St Johns Helden. Ganz gleich ob sie schwarz oder weiß sind, arm oder reich – und schon gar nicht, weil sie Kinder sind.


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