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Jaap ter Haar

Clara & Finn

Nr 188 | August 2015

gelesen von Simone Lambert

Ferien am Meer! Die Zwillinge Clara und Finn freuen sich auf den Urlaub mit Mama, Papa und Baby Paul. Und sie werden nicht enttäuscht, es warten sonnige, fröhliche Tage auf die beiden. Für die Eltern wird es zuweilen allerdings etwas anstrengend, denn den beiden Unzertrennlichen fällt immer etwas ein, das für Aufregung sorgt: vergessenes Gepäck oder die Fahrt auf dem Karren des Muschelfischers, der die beiden ganz schön weit mitnimmt – ohne dass die Eltern wissen, wo die beiden stecken. Doch der Vater der Zwillinge hat viel Verständnis und Geduld.
Zwei Bände sind hier in einem Buch zusammengefasst: Clara und Finn am Meer und Clara und Finn und die Tiere. Wie alle Kinder be­schäftigen sich auch die Zwillinge gern mit Tieren. So kommt ihnen die Idee, im Schuppen ein Tierkrankenhaus für kranke oder verletzte Tiere zu eröffnen. Nach ihren kleinen Patienten müssen sie nicht lange suchen, sie finden sie in der Nachbarschaft, was mittelfristig für etwas Unruhe in derselben sorgt. Es folgen ein Aussichtsplatz auf einem Ameisenhaufen, der Ritt auf einem Pferd, der rettende Sprung vor einem wilden Stier …
Die Erzählungen sind ganz auf die beiden und ihr Erleben konzentriert. Alle Episoden finden ausschließlich draußen oder unterwegs statt. Bezugspersonen der Kinder sind männlich, das ist, zumindest für ein Kinderbuch dieses Lesealters, ungewöhnlich. Der Vater unternimmt viel mit den beiden, der Onkel erlebt eine haarsträubende Situation mit ihnen im Zoo, der Förster, der Bauer, der Muschelfischer können ihnen etwas zeigen. Sie treffen auf vernünftige, verständnisvolle Erwachsene, so dass die kleinen Abenteuer gut ausgehen.
Der Reiz dieses Buches besteht zum einen in der Schlichtheit seiner Mittel. Die Tiere beispielsweise sind echte, natürliche, kulturell vertraute Tiere: Hund, Katze, Kaninchen und Käfer, Pferde, Schweine und Kühe, keine Wunderwesen oder geliebte und individualisierte Haustiere. Und die geschilderten Vorkommnisse sind realistisch und plausibel und der Erlebnisfähigkeit von etwa Fünf­jährigen angemessen. Clara und Finn sind keine Helden, sie sind aber auch nicht hilflos.
Reizvoll ist außerdem, dass wir die Kinder zumeist allein und unter sich erleben. Es ist weniger eine soziale Situation, die sich zur Geschichte entwickelt, sondern eher, wie die beiden sich in den Schwierigkeiten, in die sie geraten sind, zurechtfinden und wie sie sie überwinden. Jedes Mal finden sich die Kinder einen Moment ohne die elterliche Obhut oder die Beobachtung durch Er­wachsene. Das ist auch eine Besonderheit dieser hübschen kleinen Geschichten: wir erleben die Kinder unter sich. Wie offen sie sind, wie sie streiten, sich gegenseitig aus der Patsche helfen oder trösten – der Leser erhascht einen geheimen Blick auf die beiden, etwas, von dem Erwachsene sonst ausgeschlossen sind. Jaap ter Haar hat einen liebevollen Zugang zu Kindern und wie sie die Welt erleben und kann davon wunderbar erzählen.

Dies ist ein Kinderbuch voller Humor und Wärme – ein Eindruck den die mit leichter Hand gesetzten, hübschen Zeichnungen von Harmen van Straaten verstärken.
Ter Haars quirlige und sympathische Protagonisten halten den Leser in Atem und bringen ihn zum Schmunzeln. Unbedingt empfohlen.