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Rodney Bennett

Der magische Bogen

Nr 195 | März 2016

gelesen von Simone Lambert

Ein alter Mann leiht der störrischen Lizzie einen Geigen­bogen, der ihr über ihre Schwierigkeiten mit ihrem geliebten Instrument hinweghelfen soll. Kurz zuvor hatten sich die Mitglieder ihres Unterstufenorchesters geweigert, weiter­hin mit ihr zu spielen. Denn die Töne, die die Elfjährige erzeugt, sind schaurig. Was allerdings Lizzies Begeisterung für das Geigenspiel nicht zu dämpfen vermag.
Lizzie, die eigentlich Elizabeth Barrett heißt, lebt mit ihren Eltern und dem vierzehnjährigen Bruder Sebastian in einem West-Londoner Reihenhaus eine ganz normale Kindheit. Es ist kein übertriebener, elterlicher Ehrgeiz an einem unbegabten Kind, der die für alle nervenzerfetzende Situation zu verantworten hat. In ihrem Eifer ist das Mädchen auch eher empört denn verletzt über die Reaktion ihrer Mitschüler, als sie im strömenden Regen im Park Mr. Rostikoff begegnet, einem steinalten und liebenswürdigen Mann, der auf sie gewartet zu haben scheint.
Er spielt ihr mit dem Bogen auf der Violine vor, zeigt ihr, was damit möglich ist, und leiht ihn ihr für drei Monate – unter dem Eid der Verschwiegenheit!
Der Bogen liegt ruhig und sicher auf den Saiten, und Lizzies Spiel verwandelt sich von einem auf den anderen Moment in wunderschöne Musik! Lizzie ist glücklich. Sie schöpft Selbstvertrauen und ihre Familie ist erstaunt, ebenso ihre Geigenlehrerin. Sie macht schnell große Fortschritte und kann bei der Musikprüfung die höchste Stufe meistern.
Zugleich aber macht Elizabeth der Bogen Schwierigkeiten. Denn er ist nicht nur ein wunderschönes Gerät, dass ihre Hemmungen beseitigt und ihr Talent hervorholt, er ist auch von unschätzbarem Wert: Es handelt sich um einen Tourte-Bogen, gebaut vor über 200 Jahren von einem der fähigsten und berühmtesten Bogenbauer überhaupt, François Tourte. Lizzie muss den Bogen verstecken und seinen Wert herunterspielen, um die Erwachsenen zu täuschen. Und doch bekommt der zwielichtige Popmusikagent Barry Coleman Wind davon, der nun das kostbare Ding mit allen Mitteln an sich reißen will …
Überraschenderweise erweist sich Lizzies Bruder als solidarisch: Mit seiner Fußballmannschaft ist er von nun an zur Stelle und verteidigt seine Schwester und die wertvolle Leihgabe mit Tricks und Körpereinsatz. Wenn es ganz haarig wird – und einmal ist Lizzie selbst schuld daran, weil ihre Hybris mit ihr durchgeht – taucht aus dem Nichts Mr. Rostikoff auf und greift ein.
Lizzie ist glücklich mit dieser Bekanntschaft, die ihr die Welt der Musik und ihre Berufung zeigt. Die Zeit mit dem Bogen ist eine große Inspiration und eine richtungsweisende Erfahrung für sie. Sie erringt sich Vertrauen und Anerkennung. Die Be­drohung durch die Kriminellen und die ständigen Hindernisse, die durch den Geheimhaltungszwang entstehen, sind ein Test ihrer Willenskraft: eine Stärkung, die sie für ihren ungewöhn­lichen Weg brauchen wird.
Wie ein Nerd blickt Lizzies Brillengesicht vom Cover. Die magischen und schreckenerregenden Ereignisse, die der Jugendroman mit Humor und Verve erzählt, werden in dem eigen­willigen Mädchen die Künstlerin wecken. Der magische Bogen stellt eine Verbindung her zu großen Musikern, die bereits mit ihm gespielt haben: «Wir konnten es nicht riskieren, dass du für die Musik verloren gehst», sagt Mr. Rostikoff zu ihr. Ein zauberhaftes Ende für eine spannende Geschichte über Musik.

Dieser Jugendroman erzählt mit Humor und Leichtigkeit eine spannende Geschichte über Musik und das Vertrauen in die eignen Fähigkeiten, die manchmal etwas Zeit brauchen, um sich zu zeigen.