Jean-Claude Lin

Zeit-Genossen

Nr 164 | August 2013

Vom bevorstehenden hundertsten Geburtstag Wilhelm Hoerners am 22. Juli 2013 schrieb ich im vorigen Monat an dieser Stelle. Diesen erlebte er nicht mehr, und die für ihn in Vorbereitung be­findliche Festschrift Ritter zwischen Tod und Teufel konnte er nicht mehr entgegennehmen. Er starb am 13. Juni – vierzig Tage vor seinem hundertsten Geburtstag. Was hat das für eine Bedeutung, wenn ein Mensch wie Wilhelm Hoerner, der so intensiv mit den Geheimnissen der Zeit in Natur, Geschichte und Offenbarung lebte, vierzig Tage vor seinem hundertsten Geburtstag stirbt? Es ist genau die Zeit, die, nach den Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus, Jesus nach der Taufe im Jordan in der Wüste verbringt, und auch die Zeit von Ostersonntag bis zur Himmelfahrt Christi. Sind wir, Zeugen solcher und anderer Zeit-Räume im Leben und in der Geschichte, nicht dazu aufgefordert, die inneren Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen?
Vor einem Jahr war unser Fotograf Christian Kaiser in der Elbtalaue unterwegs auf den Spuren der Biber. Seine Geschichte und Fotos lagen viele Monate in der Redaktion vor, warteten auf den Entschluss: Jetzt ist der Augenblick der Veröffentlichung gekommen! Als der Monat August feststand, erhielt er in den Tagen nach dem Höchststand der Flutkatastrophe einen Anruf des ehrenamtlichen Biberbetreuers, zwei verwaiste Biberjungen konnten gerade gerettet werden – und Christian Kaiser konnte sie gerade noch für uns fotografieren!
Vor vierzig Jahren, am 28. August 1973, wurde der erste dm-drogerie markt von Götz Werner er­öffnet. An einem 28. August ist auch Johann Wolfgang Goethe geboren. So sei mit einer Äußerung des Dichters (an K. E. Schubarth am 7.11.1821) dem vielerorts erfolgreichen und beliebten Unternehmen gratuliert: «Da es eine Zeit ist zu spalten und eine andere wieder zu vereinen, eigentlich aber doch nur die Menschen, die die Zeit machen, so sehe ich in den jungen Männern, die das letztere bewirken, ganz eigentlich gute Dämonen, welche das Versöhnen und Einen als notwendigen Naturtrieb empfinden.» Mögen auch weiterhin viele junge Männer – und Frauen – in dem vierzigjährigen Unternehmen so einend wirken!
Eine, die dies auf ganz ungewöhnliche Art vorgelebt hat, ist unsere Gesprächspartnerin Stephanie Quitterer. Ihr rufen wir ein anderes Wort Goethes (aus den Tag- und Jahres-Heften) dankend zu:
«… was kann segensreicher sein, als wohlwollende einstimmende Zeitgenossen zu sehen, die auf dem Wege sich und andere zu bilden unaufhaltsam fortschreiten?»

Alle Zeit-Genossen grüßt in diesem Sinne von Herzen, Ihr

Jean-Claude Lin