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Monika Speck

Frau Babette und das große Tohuwabohu

Nr 168 | Dezember 2013

gelesen von Simone Lambert

In Drunter und Drüber, so der Name des Städtchens, von dem diese Geschichte handelt, herrscht Chaos. Ein Chaos, mit dem die Bürger des Örtchens zwar recht gut leben, das sie aber auch in Atem hält. Drunter und Drüber ist ein Hort der Un­bildung. Das Schulhaus steht seit Jahren leer. Niemand hier kann richtig schreiben oder lesen oder gar rechnen. Keiner hier kann die Uhr lesen oder einen Kalender benutzen. Weder kennen die Bewohner Regeln noch können sie sich organisieren. – Die Folgen der Unbildung sind, dass niemand sein Handwerk richtig beherrscht. Der Bäcker nicht, weil er die Rezepte nicht lesen und nicht richtig abwiegen kann, der Schneider weiß nicht richtig Maß zu nehmen; die eigenwilligen Kreationen aus seiner Werkstatt machten seine Kunden zu Hampelmännern – wenn nicht alle so aussehen würden und den Anblick gewohnt wären. Und wenn der Kaufmann wieder einmal über seiner Buchhaltung verzweifelt, geht er in die Gaststätte, um sich zu betrinken. Dagegen ist die Waschfrau Jaskulke mit ihrem Sprachproblem harmlos: Sie vertauscht Silben und Worte zu einem unverständlichen Slang.
In der Folge ihres Unvermögens fehlt es den Bewohnern an Ordnung und Übersicht. Ausgemachte Dummheiten erinnern an die Streiche der Schildbürger, wenn etwa ein Rezept «bestraft» und ins Gefängnis gesteckt werden soll. Katzen und Mäuse sind eine Plage in Drunter und Drüber; sie können einen harmlosen Pastetenwettbewerb in ein den Festsaal verwüstendes Durch­einander mit anschließender Prügelei verwandeln. Die Katzen
werden als furchterregende Wesen der Nacht, ja, als Vertreter des Teufels beschrieben. Auch der unfreiwillige öffentliche Ritt des Pfarrers auf der ausgebüxten Sau hat als Bild Höllencharakter.
Und Bürgermeister Plumm mit zerrissener Hose ist alles andere als eine Respektsperson. Über all dies machen sich die Kinder, von den Erwachsenen vernachlässigt, ihr eigenes Bild – und ihre Spottverse. Und dann rettet eine unscheinbare, adrette, kluge ältere Dame die Bewohner von Drunter und Drüber vor der Verdammnis:
Frau Babette zieht in die Stadt – und die Tatsache, dass sie in einem behaglichen Heim wohnt und Bücher liest, ist verdächtig. Doch sie gewinnt das Vertrauen, als sie die Spottverse der Kinder zu erwidern weiß und «das große Tohuwabohu» vertreibt – jenes gefährliche Ungeheuer, das die einfältigen Bewohner dazu bringt, im wieder instand gesetzten Schulhaus die Methoden zu lernen, es künftig fernzuhalten. Der Unterricht von Frau Babette weckt den Wissensdurst und die Kreativität ihrer erwachsenen und jugend­lichen Schüler, und das wiederum verändert das Städtchen voll­ständig …
Monika Speck fasst das dramatische Thema der Dummheit und Unbildung mit Heiterkeit an. Was ist eigentlich, wenn wir nicht der Konvention folgen und regelmäßig zur Schule gehen? Muss man all das wirklich lernen, was da unterrichtet wird? Warum machen wir uns nicht einfach ein schönes Leben? Die Autorin hat aus dieser Taugenichts-Fantasie eine Schildbürgergeschichte gemacht, ein PISA-Fanal, ein pädagogisches Märchen und zugleich eine Groteske über das Trauma der Anarchie. Am Ende sind es Menschenliebe und Verantwortungsbewusstsein, die die kindlichen Bewohner von Drunter und Drüber aus ihrer Unwissenheit befreien. Bis dahin werden nicht nur Kinder ihren Spaß haben!


Dieses kleine Buch ist eine Taugenichts-Fantasie und zugleich eine Schildbürgergeschichte, ein pädagogisches Märchen und eine Groteske über die Anarchie – vor allem aber ein Buch, das nicht nur Kindern Freude macht.

Mehr über die Autorin Monika Speck finden Sie hier in unserer Rubrik «am schreibtisch»!

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