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Ralf Lilienthal

Niccolo und der Clown

Nr 170 | Februar 2014

Manege frei für Ruffo und Ruffino

Dies ist die Geschichte eines zwölfjährigen Jungen, dessen ganze Leidenschaft dem Zirkus gilt, und eines alten Clowns, der einen großen Kummer mit sich trägt.
Niccolo ist ein Naturtalent – er turnt atemberaubend schwierige Übungen und jongliert mit Bällen, dass einem schwindlig wird. Sein sehnlichster Wunsch ist es, Artist zu werden und im Zirkus aufzutreten. Doch alles, was mit Artistik zu tun hat, ist für seinen Pflegevater ein rotes Tuch. Nicht einmal ansehen darf sich Niccolo eine Zirkusvorstellung! Als der bekannte Circus Baresi seine Zelte in der Stadt aufschlägt, ist der Junge nicht mehr zu halten: heimlich fährt er zur Festwiese.

... Na, Kleiner, soll ich dir über’n Zaun helfen? Niccolos Herz setzte für einen erschreckend langen Moment aus.
Es war schon eine knappe Stunde nach Mitternacht, und er hatte den Holzzaun fast überwunden, als ihn die Stimme wie eine Ohrfeige aus dem Nichts traf. Und dann erschrak er zum zweiten Mal. Vor ihm stand, lang und dürr, eine fast vollkommen schwarze Gestalt.
Kannste nicht reden? Sollen wir die Polente rufen?
Aber … Polizei … warum denn dass?
Guter Witz! ’s ist ein Uhr nachts und ein kleiner Junge schwingt sich bei Baresi über’n Zaun! Was, glaubst du, soll ich jetzt machen? Die Popcornmaschine anwerfen und ’ne Cola zum Wachbleiben spendieren?

Was sollte er diesem Menschen bloß sagen? Sollte er sagen: Ich bin Niccolo Zambelli. Eines Tages werde ich auch in der Baresi-Manege auftreten. Ich wollte mal ausprobieren, wie sich das anfühlt ...