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Kate Milford

Broken Lands

Nr 178 | Oktober 2014

gelesen von Simone Lambert

In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen zwei Teenager die Pläne des Bösen zu vereiteln. Broken Lands ist der Name eines Hotels, in dem sich Weg­weisendes abspielt, aber es ist auch eine treffende Umschreibung der Vereinigten Staaten von Amerika zehn Jahre nach Ende des Bürgerkriegs 1877. «Dieses Land ist kein besonders sicherer Ort. Die Leute sind wütend, immer noch. Sie haben Angst und sie haben den Eindruck, sie müssten sich gegenseitig bestrafen. Ich glaube, die meisten wissen nicht einmal, worauf sie wütend
sind. Sie sind es einfach.» So erklärt Tom Guyot, Kriegsveteran und wandernder Musiker, seinem jungen Freund Sam die Lage.
New York – und mit dieser Stadt das ganze erschütterte Land – steht am Rande eines Zivilisationsbruchs. Es ist aber auch eine Zeit technischer Wunderwerke wie der Brooklyn Bridge, für die Sam einen hohen Preis zahlte: sein Vater starb beim Bau der Brücke.
Die Geschichte beginnt in Coney Island, dem Vergnügungsviertel Brooklyns. Sam, die Waise, wird zum Gefährten von Jin, dem Chinesenmädchen, das mit seiner Truppe am Broken-Land-Hotel Feuerwerke veranstaltet, als sie sich der Aufgabe gegenüber sehen, zusammen mit einer Gruppe von Leuten die Stadt zu retten. Es gilt, gegen Jack Höllenkohle zu kämpfen, der nach einem Ort sucht, seine eigene Hölle zu erschaffen. Plan seiner Schergen ist es, die Hüter der Stadt entweder zu vernichten oder «umzudrehen». Als grausame Morde die Stadt in Schrecken versetzen, sind die beiden mittendrin. Die Abenteuer münden in … Das spektakuläre Finale soll hier noch nicht verraten werden.
Sam, der sich mit Kartenspielen durchbringt, verliebt sich augenblicklich in das schöne Chinesenmädchen mit dem humpelnden Gang. Doch Jin ist misstrauisch, unabhängig – und selbstbewusst, denn sie ist eine Künstlerin ihres Fachs. Sam bleibt zurückhaltend und vorsichtig, steht der unerschrockenen Jin aber zur Seite im Kampf gegen das Böse. Für die Verwandlung der Freundschaft in eine Romanze findet Kate Milford atmosphärisch dichte Bilder.
Der Roman, eine nahtlose Mischung von Fantasy, Mystik, historischer Fiktion und einer Liebesgeschichte, ist eine große Parabel über den Kampf gegen das Böse – mit einem Feuerwerk von Motiven und Details, die sich beinah endlos auseinanderentwickeln.
Die größte Kraft dieses Buches liegt aber in seinen Figuren. Wie eine Familie finden sich die eindrucksvollen, ungewöhnlichen Charaktere. Sie alle haben schwere Erfahrungen gemacht. Und sie alle sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Trotz der Gefahr behalten sie ihren Sinn für Humor und Fürsorge. Mit Jin und Sam sind es Tom, ein ehemaliges Mitglied der U.S. Colored Troops, und Susannah, eine gemischtrassige Frau, in deren Händen der Schlüssel zum Sieg liegt. Auch die Nebenfiguren, mit ihren Geheimnissen und ihrem rätselhaften Verhalten anfangs schwer einzuschätzen, überraschen im Verlauf der Handlung den Leser.
Kate Milford, die selbst in Brooklyn lebt und arbeitet, hat sehr gut recherchiert und integriert ihr Wissen über Rassismus und wie er das Leben der Farbigen bestimmte, über das Schicksal junger Chinesinnen in Amerika oder das harte Leben der Brückenbauer in die Figurenzeichnung, ohne die Charaktere zu instrumentalisieren. Sie sind komplexe, inspirierende Persönlichkeiten. – Kaum vorstellbar, dass sich ein Leser von dieser dramatischen Geschichte nicht gefesselt fühlt.

Dieser Roman ist eine Mischung aus Fantasy, Mystik, historischer Fiktion und einer Liebesgeschichte – vor allem aber ist er eine große Parabel über den Kampf gegen das Böse.


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