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Erna Sassen

Das hier ist kein Tagebuch

Nr 190 | Oktober 2015

Schreiben gegen die Wut

«... lass mich die Stärke deiner Schmerzen spüren, dass ich mit dir trauern kann.»
Stabat Mater Dolorosa

Er tut es widerwillig, aber doch. Tag für Tag zeichnet Boudewijn auf, was mit ihm los (bzw. nicht los) ist, was er fühlt (oder nicht fühlen kann), weil seine Mutter sich umgebracht hat. Schreibend, denkend und erinnernd löst er sich allmählich aus der Starre einer tiefen Depression. Und die Wut auf diese dumme egoistische Kuh weicht echter Trauer.
Der Kurzschluss in Boudewijns Kopf kommt verspätet – Jahre nach dem Tag des großen Schocks. Was soll das bringen, wenn er auf Anordnung seines Vaters jetzt jeden Abend das schmerzvolle Lied der Maria über die Kreuzigung Jesu, das Stabat Mater, hört und Tagebuch führt?
Zum Vorschein bringt es etwas, das zu lesen echt wehtut, weil Erna Sassen so punktgenau den Ton trifft. Dabei bleibt dieses Tagebuch eines Sechzehnjährigen dank gekonnter Dramaturgie nicht nur bleischwer. Und neben den fürchterlichen werden auch schöne Ereignisse geschildert.

Auf der Liste «Die besten 7 Bücher für junge Leser» des Deutschlandfunks im Monat Oktober!

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