MH 17

Nr 177 | September 2014

Lieber Leserinnen und Leser
Es ist dreizehn Jahre her. Da wurden zwei Passagierflugzeuge in der Luft gekapert und in die zwei Türme des World Trade Centers in New York geflogen. Dass für diesen Akt des Terrors der 11. September gewählt wurde, kann kaum dem Zufall zugesprochen werden – zu mächtig ist die Symbolik der zwei hoch in den Himmel ragenden Türme, die wie zwei Einser das Tor und das Primat der Weltwirtschaft repräsentierten. Mir fällt es schwer, daran zu zweifeln, dass die Bildwirksamkeit dieses Verbrechens nicht genau bedacht und gewollt wurde.
In den Abendnachrichten vom 17. Juli erfuhren wir, dass eine Boeing 777 der Malaysian Airlines über der Ostukraine mutmaßlich von einer Luftabwehrrakete des Typs Buk der prorussischen Separatisten abgeschossen wurde. – Mir fällt es in diesem Fall schwer, daran zu glauben, dass die prorussischen Separatisten absichtlich ein Passagierflugzeug abschießen wollten. Sie mögen in ihrem nationalistischen Irrwahn geglaubt haben, es sei eine Militärmaschine der ukrainischen Luftwaffe gewesen. So kamen 298 am ukrainischen Konflikt unbeteiligte Menschen auf tragische Weise ums Leben. – Und doch frage ich mich, was das für eine Chiffre ist: dass es gerade der 17. Juli war, an dem Flug MH 17 aus heiterem Himmel abstürzte …
Am 11. September des Jahres 1920 erwähnte Rudolf Steiner in einem Vortrag am Goetheanum in Dornach einen Zusammenhang, der sich immer stärker wie eine prophetische Signatur des 20. und insbesondere des 21. Jahrhunderts erweist:
«Jetzt … beginnt die Zeit, wo der Mensch fühlen muss: In dir leben aus vorgeburtlichem Leben heraus Bilder, die musst du in dir während des Lebens lebendig machen. Das kannst du nicht mit dem bloßen Ich, das muss tiefer in dich hineinwirken … Wenn heute die Welt revoltiert, da ist es der Himmel, der revoltiert, das heißt der Himmel, der zurückgehalten wird in den Seelen der Menschen, und der dann nicht in seiner eigenen Gestalt, sondern in seinem Gegenteile zum Vorschein kommt, statt in Imaginationen.»*
Wir werden zunehmend als Menschheit von Ereignissen überwältigt, in denen tiefe, verbrüdernde Impulse der menschlichen Seele sich nicht in freier und freilassender Weise von Mensch zu Mensch haben entwickeln können.

Auf dass wir lernen, die schöpferischen, Leben fördernden, nicht zerstörerischen Bilder zu finden, grüßt Sie von Herzen, Ihr

Jean-Claude Lin