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Maja Rehbein

Aus Sternenstaub gemacht

Maja Rehbein

Nr 135 | März 2011

Die WTO-Türme in New York werden mit Flugzeugen attackiert. Bilder, die jeder kennt, die jeden bewegen. – Der Hass der Islamisten, sagt der Sprecher im Film, galt auch der modernen Naturwissenschaft, auf der die westliche Welt basiert. Die Herrschaft der logischen Vernunft hat zu einer großen Spannung zwischen Wissenschaft und Religion geführt. – Sind diese Gegensätze zwangsläufig?
Den Filmemacher Sünner interessiert dieses Thema seit langem. Die Ereignisse des 11. September 2001 waren für ihn eine Art «Initial­zündung». Er trat bereits mit mehreren aufregenden Filmen hervor, wie Schwarze Sonne zur Esoterik des Dritten Reichs, Geheimes Deutschland zur Spiritualität der Frühromantik oder Abenteuer Anthroposophie über Rudolf Steiner und seine Wirkung.
Sünner möchte ein Brückenbauer sein zwischen Wissenschaft und Religion, damit sich das heute verbreitete nur naturwissenschaft­liche Weltbild erweitern kann, um nicht wie die Türme zum Einsturz gebracht zu werden. Mit seinem Film will er keine vorschnellen Antworten geben, sondern auf ungelöste Fragen hin­weisen, wobei er den «Fragelevel» kontinuierlich steigert. 14 Wissen­schaftler werden interviewt: Quantenphysiker, Biologen und ein Astronom der vatikanischen Sternwarte.
Die Filmbilder veranschaulichen schwierigste Themen. Im CERN, dieser «Kathedrale der Neuzeit», wird versucht, ins Unbekannte vorzustoßen. Bilder zeigen, wie Welten entstehen, wie mit dem «Urknall», dem Selbstopfer von Sonnen, nicht nur Raum und Zeit, sondern alles Seiende erscheint. Alles im Weltall und auf der Erde ist aufeinander abgestimmt. Wir sind aus Sternenstaub gemacht ...
Bewegtes Wasser verdeutlicht die Urformen für alles Lebendige. Wie es im Kambrium zur Explosion von neuen Formen kam und die Tierwelt entstand! Woher kommen diese Ordnungsstrukturen? Und der Überschuss an Schönheit und Spiel - ist die Natur eine Künstlerin? Wir leben in einem schöpferischen Universum. Ist diese Kreativität das, was in den Sprachen der Welt «Gott» genannt wird?
Die Höhlenmalereien in Südfrankreich: ein Ausdruck des als göttlich empfundenen Wesens der Tiere? Auch der Maler Franz Marc wollte mit seinen blauen Pferden das Äußere durchstoßen und ihr geistiges, absolutes Wesen sichtbar machen.
Bilder von Stonehenge folgen. War es ein Lauschen in den Kosmos? Sind wir mit Observatorien und Riesenteleskopen die Nachfolger von Stonehenge?
Die Themen des Films gehen nahtlos ineinander über; Sünner erzählt im Anschluss, wie ihn die Gestaltung dieser Übergänge immer besonders reizte. Auch der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr, einst Mitarbeiter von Werner Heisenberg, ist bei der Filmpremiere anwesend. Nach 50 Jahren Arbeit stellt er fest: Die rein materielle Weltsicht ist falsch. Materie gibt es gar nicht! Es gibt nur Felder, Wellen und Beziehungsmuster. Entscheidend ist die Information zwischen den Dingen.
Wie klein wir sind angesichts der Schaffensmacht des Uni­versums! Trotzdem beginnen wir diese Welt zu begreifen – erst anfänglich, von den Dingen aus. Wo bleibt der Gegensatz von Wissen und Glauben, wenn er auf einer höheren gedank­lichen Ebene verschmilzt? Unser Mitwirken an der Schöpfung wird notwendig. Verantwortung für die Erde, dazu Staunen und Ehrfurcht gegenüber der Kreativität, ja Heiligkeit des Kosmos zu wecken, ist letztlich das Ziel dieses Films.