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Lauren St John

Race the Wind

Nr 185 | Mai 2015

gelesen von Simone Lambert

Der Nachfolgeroman um die junge, talentierte Vielseitig­keitsreiterin Casey Blue und ihr Pferd Storm Warning fällt anders aus, als es das Ende des ersten Bandes erwarten lässt: Alles scheint perfekt, folgt doch auf den Sieg in Badminton die Einladung zum Turnier in Kentucky. Gerade ist Casey mit Peter Rhys, dem Sohn des Wander­schmieds zusammengekommen. Doch dann passiert etwas, das ihr Glück in einen Albtraum verwandelt. Caseys Vater, ein gutmütiger Mensch mit falschen Freunden, der bereits wegen Einbruchs im Gefängnis saß, wird wegen Mord­verdachts verhaftet. Casey, von seiner Unschuld überzeugt, will alles tun, um ihn von diesem Verdacht zu befreien, als sie Briefe eines anonymen Erpressers erhält. Sie soll das Kentucky Derby gewinnen, wenn sie Film­material erhalten will, das ihren Vater entlastet. Sie entscheidet sich widerwillig dafür, nun doch ihren Vater zurückzu­lassen, um drei Wochen später in den USA zum Wettkampf an­zutreten, und unterwirft sich dafür einem harten Training.
Der erste Teil – One Dollar Horse – erzählte von dem Mädchen aus London, das mit einem vorm Abdecker geretteten Pferd die Badminton Horse Trials gewinnt, eines der wichtigsten Vielseitigkeits­turniere der Welt. Ihre Herkunft aus schwierigen sozialen Ver­hältnissen machte Casey im Pferdesport zur Außenseiterin. Caseys Kampf um Anerkennung trieb die Geschichte an. Im zweiten Band der Trilogie ist es erneut die Vergangenheit ihres Vaters, die Caseys Zukunft bedroht. Motiv ihres Handelns ist es jetzt, Roland Blue aus dem Gefängnis zu befreien.
Caseys Leben hat sich verändert. Sie lebt nicht mehr im Londoner Slum, sondern in einem romantischen alten Haus nahe einem Trainingsstall in Kent, zusammen mit ihrer Mentorin, Lehrerin und mütterlichen Freundin Mrs Smith. Casey zeigt andere Seiten ihres Charakters als im ersten Band. Sie neigt dazu, Dinge mit sich selbst abzumachen, wirkt anfänglich starrsinnig und unbelehrbar. Sie fühlt sich mutlos und gedemütigt, vor allem, als der Personal Trainer ihr ihre ungenügende körperliche Verfassung demonstriert. Casey lernt, dass Selbstbewusstsein allein nicht genügt, um Herausforderungen zu meistern. Auch ihre Romanze mit Peter ist Missverständnissen unterworfen. Vertrauen ist das große, vielfach variierte emotionale Thema in diesem zweiten Teil der Trilogie. Aber das spannende Finale löst nicht nur das kriminalistische Rätsel, sondern zeigt auch, mit welchem Mut Casey sich aus Schwierigkeiten befreit …
Die intensive Phase der Vorbereitung auf das Turnier, die enormen physischen Anstrengungen, die im Spitzensport erst zu Höchst­leistungen führen, und die Überwindung der Vertrauenskrise zwischen Casey und ihrem Pferd Storm Warning sind das Herzstück und die Kraftquelle dieser Fortsetzung. Die emotionale Belastung wirkt sich auf Caseys Beziehung zu Storm Warning aus; der Hengst fällt zurück in sein Verhalten als verwildertes Pferd. Casey muss ihre Verbindung zu ihm neu aufbauen. St John zeichnet ein realistisches Bild des Pferdesports und schildert die Trainings­methoden sachkundig und klar. Wenn sie aber in manchen Passagen aus der Sicht von Storm Warning erzählt, erscheint die Nähe zwischen dem Mädchen und seinem Pferd poetisch und unwider­stehlich.

Ein moderner Pferderoman, ein Krimi über Korruption im Pferde­sport und eine romantische Liebesgeschichte – ein Lesevergnügen!

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