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Edmond Schoorel

Was braucht ein Kind (nicht nur) zur Winterzeit?

Nr 192 | Dezember 2015

Die Wärme zu pflegen, ist einer der wichtigsten Aspekte in der Erziehung – und das nicht nur in Bezug auf die körperliche Wärme. Eltern, die ihr Kind mit Wärme, Acht­samkeit und Zuneigung erziehen, haben ein großes Interesse daran, was einmal aus ihm werden wird. Sie haben begriffen, dass das Auf­wachsen in einer von Wärme geprägten Atmosphäre ihrem Kind dazu verhelfen wird, künftig sich selbst und seinem Umfeld achtsam und voller Zuneigung und Offenheit begegnen zu können.
Die meisten Eltern möchten ihr Kind so erziehen, dass es in seinem Leben alles tun kann, um sich selbst und seine Pläne zu verwirklichen. Natürlich gibt es auch andere wichtige Ziele. Beispielsweise, dass es gesund bleibt und glücklich wird, genug Geld verdient. Doch letztlich ist es den meisten Menschen doch wichtig, dass ihr Kind tut, wozu es gekommen ist. Wir können es auch so formulieren: Wir hoffen, dass das Kind Ich-Kraft entwickelt. Und genau dafür ist die Wärme von ganz besonderer Bedeutung. Denn das Ich entwickelt sich in und dank der Wärme. In der Erziehung können wir Einfluss auf die Wärme nehmen. Wenn wir gut für die Wärme sorgen, machen wir es dem Ich des Kindes leichter. Und das sollten wir tun.
Zum Regulieren der Wärme spielt die Haut die wichtigste Rolle beim Menschen. Wenn man die Durchblutung reduziert, wird die Wärmeabgabe stark vermindert, bei einer Steigerung der Durch­blutung wird Körperwärme verstärkt abgegeben. Die Wirkung dieser Form der Regulierung wird von der Wirkung des Transpirierens noch übertroffen. Durch das kontinuierliche Ver­dampfen von Schweiß infolge der Luftzirkulation wird dem Körper mindestens zehnmal so viel Wärme entzogen. Je stärker eine körperliche Anstrengung, desto größer wird natürlich die Schweißproduktion, wodurch die Wärmeabgabe noch einmal stark zunimmt.
Die Haut ist keine undurchlässige Grenze. Abfallprodukte des Stoff­wechsels können über den Schweiß abtransportiert werden. So kann man am Kind oft riechen, welche Nahrung es zu sich genommen hat. Umgekehrt können auch Stoffe, zum Beispiel Chemikalien und Metalle, durch die Haut aufgenommen werden. Durch die Haut kann der Mensch vergiftet werden, wenn schäd­liche Stoffe in seiner Kleidung verarbeitet wurden. – So hängt es zu einem großen Teil von der Kleidung des Menschen ab, ob seine Haut ihre Funktion richtig erfüllen kann. Für Kinder, die ja noch nicht selbst für ihre Kleidung sorgen, liegt die Verant­wortung bei den Eltern. Für den, der etwas vom Wärme­organis­mus versteht, ist zum Beispiel der Anblick von kleinen Kindern, die mit unbedecktem Kopf und nackten Beinchen bei kaltem Wetter vorn auf dem Fahrrad befördert werden, nur schwer zu ertragen. Ebenso verhält es sich, wenn so ein Kleines ohne Kopfbe­deckung im Kinder­wagen auf einer heißen, sonnigen Terrasse steht.
Das Gleiche gilt für das Essen. Was dies betrifft, wissen alle Eltern, dass es nicht nur auf die Menge an Kohlehydraten, Eiweiß, Fetten und Vitaminen ankommt. Immer mehr Menschen wählen deshalb für sich und ihre Kinder Nahrungsmittel aus biologischem oder biologisch-dynamischem Anbau. Dabei geht es nicht nur um das Weglassen von Pflanzenschutzmitteln, sondern auch um das Zulassen natürlicher Einflüsse auf die Pflanze oder das Tier.
Da im ersten Lebensjahr die Grundlage für den Wärmeorganismus gelegt wird, ist es sehr wichtig, dass Sie bei Ihrem Kind gerade in dieser Zeit sorgfältig mit der Wärme umgehen. Denn sie ist das Persönlichste, was wir haben.