Eigentlich liebe ich Zeitschriften mit Basteltipps schon seit meiner Kindheit. Aber damals wie heute kann ich mich darüber aufregen, wenn auf den Bildern perfekte Gegenstände abgebildet sind, die man als Laie gar nicht herstellen kann. Ich habe die hübschen Schachteln aus der Weihnachtsausgabe eines Frauenmagazins Mitte der 80er-Jahre noch vor Augen. Unter dem Bild stand in etwa: «Die Kästen wurden mit farbigem Papier bezogen. Einfach zurechtschneiden und aufkleben.» Erst mal musste ich mühselig Schuhkartons und gemustertes Papier besorgen – und dann sahen meine Schachteln richtig ätzend aus, wie wir es damals ausdrückten. Was für eine Enttäuschung! Heute weiß ich, dass man die Kanten und Ecken umkleben muss, dass man Buchbinderleim benötigt oder wenigstens Kleister und natürlich Wäscheklammern zum Fixieren. Das hat einem vom Magazin aber keiner gesagt – und von meinem Vater wollte ich es nicht hören, keinesfalls!
Heute hat man die Möglichkeit, sich bei YouTube Anleitungen anzusehen. Man findet unendlich viele Filmchen zu allen erdenklichen Selbermach-Themen. Von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden kann man anderen zuschauen, wie sie etwas basteln. Dabei gibt es hauptsächlich zwei Kategorien: Einmal sind da die sehr kurzen Hochglanzvideos mit überdurchschnittlich hübschen 20-Jährigen, die bei den Anleitungen die fummeligen Stellen des Arbeitsprozesses schlichtweg überspringen. An das perfekte Ergebnis der perfekten Frau kommt man niemals heran. Dann gibt es noch die viel zu langen Filme, in denen wir bei unscharfer Wackelkamera mittelalten Damen zuschauen dürfen, die uns zeigen wollen, wie man etwas macht, was sie selbst auch gerade das erste Mal ausprobieren. Ich kann mich köstlich darüber amüsieren, dass man sich für andere bei etwas filmen lässt, mit dem man sich gar nicht richtig auskennt und wovon man wahrscheinlich selbst nur einmal ein YouTube- Video gesehen hat. Das Lustigste ist, wenn der filmende Mann aus dem Off kluge Ratschläge gibt. Das Ergebnis sieht man oft gar nicht, denn der angekündigte Teil 2 der ganzen Aktion wurde nie eingestellt.
Zum Glück habe ich meistens ohnehin eine ganz eigene Vorstellung davon, wie mein Ergebnis sein soll, oder ganz anderes Material, sodass es in der Regel auch bei mir heißt: «Einfach machen!» Filmen lasse ich mich dabei aber bestimmt nicht – und alle Bilder, die ich hier zeige, sind ganz echt und selbst gemacht!
Tetrapack Upcycling
Das Beziehen eines Kastens mit Papier ist im Prinzip einfach, aber wirklich Übungssache. Ich kleistere gerne das Papier von allen Seiten ein, so wird es weich und elastisch und lässt sich besser glattstreichen. Eine unendliche Quelle schöner und kostenloser Papiere sind alte Tapetenmusterbücher. Aber Achtung: Auf vielen Tapetenoberflächen lässt sich nicht kleben, darum sind Überlappungen schwierig und man muss sehr genau zuschneiden.
Ich habe Tetrapacks mit Tapete beklebt, als Geschenkverpackung oder Blumenvase. Leider ist die Oberfläche meist so glatt, dass fast nichts daraufgeklebt werden kann, wenn man nicht erst mühselig die Beschichtung abziehen oder anschmirgeln will. Wer dazu zu faul ist, benutzt einfach Heißkleber.