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Michael Stehle

Inga Borg – Die Natur erleben und schützen lernen

Nr 240 | Dezember 2019

Man muss es sich einmal vorstellen: Eine Wanderung durch die Berge Lapplands in den 50er-Jahren des vergangenen Jahr­hunderts. Es ist Herbst, es ist kühl, manchmal auch ein bisschen feucht. (Na ja, eigentlich ist es immer feucht …) Und so ist es nicht verwunderlich, wenn die Schuhe ab und zu
im weichen Moorboden steckenbleiben. Sie herauszuziehen, kostet manchmal ein wenig Mühe – aber diese Mühe wird belohnt, denn dabei entsteht ein herrlich schmatzendes Geräusch: PLUPP! macht es. Man kichert leise in sich hinein und geht weiter – bis zum nächsten PLUPP!
Erfunden oder wirklich so geschehen? Wenn man der schwedischen Künstlerin und Kinderbuchautorin Inga Borg Glauben schenken darf, erblickte genau auf diese Weise im Jahr 1955 ihr köstlicher Wicht Plupp das Licht der Welt. Wie seine Schöpferin ist auch er ein neugieriger und unermüdlicher Betrachter und Bewunderer der Natur.
Wer sich über sein auf den ersten Blick merkwürdig erscheinendes Äußeres wundert, sollte wissen: Plupps Haare sind so blau wie die Berge und sein Schal ist so orange wie die Blätter der Zwergbirke. Seine besten Freunde sind ein Hermelin und ein Lemming, aber auch mit allen anderen Tieren verbindet ihn eine große Nähe. Gemeinsam mit den Bären hält er Winterschlaf, und wenn er einmal das Bedürfnis nach einer ganz neuen Umgebung hat, lässt er sich von den Zugvögeln nach Afrika mitnehmen. Im Winter hält er sich aber am liebsten in der Nähe seiner Torfkate am See auf.
Die Art und Weise, wie Inga Borg ihren Wicht die Natur erleben lässt, spricht von der Naturverbundenheit der Autorin selbst. Nicht ohne Grund ist Plupp in Schweden eine Art Nationalheiligtum, das seit dem ersten Erscheinen der Bücher bis heute ungebrochen von Kindern und Erwachsenen geliebt wird. Dass er auch in Deutschland gerade wiederentdeckt wird, liegt nicht zuletzt daran, wie die schwedische Autorin das Geschehen in der Natur beschreibt und wie sie sich in ihren Büchern schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit einem Thema beschäftigt hat, das aktueller nicht sein könnte: der Zerstörung der Natur! Immer wieder erklären Tiere dem neugierigen kleinen Kerl, wie die Menschen in das Naturgeschehen eingreifen. Da gibt es zum Beispiel einen Lachs, der Plupp von den Staudämmen erzählt, die ihm das Leben erschweren. Und eine Möwe berichtet ihm, dass die Menschen Müll in die Meere werfen und damit das Überleben der Tiere ge­fährden.
Inga Borg wurde am 25. August 1925 in Stockholm geboren, wo sie Kunst studierte und die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte. Für ihre Plupp-Bücher wurde sie 1970 mit der Elsa-Beskow-Plakette für das beste schwedische Kinderbuch ausgezeichnet. Im Alter von 92 Jahren starb sie am 24. Oktober 2017.